Minimaldefinition eines Projektes

Durch | 11. Februar 2010

Mit der Frage Wann ist ein Projekt (k)ein Projekt? hatte ich mich vor einiger Zeit schon ausführlicher befasst. Bei der Vorbereitung einer Untersuchung bin ich erneut auf diese Frage gestoßen. Die damals erstellte Mindmap fasst zwar wesentliche Merkmale eines Projektes zusammen liefert aber keine Kriterien, die eine Abgrenzung zu “projektartigen Vorhaben” ermöglichen würde. Ãœber Begriffe lässt sich zwar trefflich streiten und manchem mag dies als Erbsenzählerei erscheinen – für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Themen “Projekte / Projektleitung / Projektmanagement” ist eine saubere Abgrenzung der Begriffe jedoch notwendig. In diesem Sinne möchte ich eine Reihe von minimalen Merkmalen nennen, die vorhanden sein sollen um von einem Projekt sprechen zu können. Ein Vorhaben nennen wir dann ein Projekt, wenn es folgende Merkmale aufweist:

  1. ein in Worten beschreibbares Ziel oder Arbeitsergebnis, das in dieser Form noch nicht existiert,
  2. einen Termin an dem mit den Arbeiten begonnen wird,
  3. einen Termin an dem das Arbeitsergebnis vorliegen soll,
  4. mindestens zwei Personen, die zum Arbeitsergebnis beitragen,
  5. sowie mindestens eine weitere Person, an die das Arbeitsergebnis geliefert wird.

Wenn ich beispielsweise für mich selbst etwas programmiere – so schwierig das Problem auch sein mag – ist es kein Projekt, da ich Auftraggeber und Projektmitarbeiter in einer Person wäre. In der IT Branche gibt es gelegentlich Aufträge, die vollständig von einer Person abgearbeitet werden. Solche Aufträge weisen bis auf die Personenzahl (Punkt 4) alle Merkmale eines Projektes auf und erfordern ein straffes Management. Hier handelt es sich aber eher um Selbst-Management als um Projektmanagement, das immer auch einen Aspekt der Koordination verschiedener Mitarbeiter enthält. Auch die W-Fragen des Projektmanagements ergeben erst dann einen Sinn, wenn ein Vorhaben oder Auftrag diese Merkmale aufweist.

Dieser Text ist unter Creative Commons BY NC ND (Namensnennung – Nicht Kommerziell – Keine Bearbeitung) lizenziert. Er ist Teil des Buchprojekts “Menschen im Projekt”. Er gehört zum Abschnitt 3A, siehe Mindmap zu Inhalt und Struktur.

2 Gedanken an “Minimaldefinition eines Projektes

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Gernot, Du hast recht mir gehts nicht um Begriffsdefinitionen, sondern im Kern genau um die Frage, die Du genannt hast. Ich würde aber dann den Begriff Vorhaben einsetzen wollen:

    Wie muss ein Vorhaben beschaffen sein, damit der Einsatz von Projektmanagement-Methoden sinnvoll und gerechtfertigt ist?”

    Wenn die oben genannten Minimalkriterien nicht erfüllt sind, halte ich den Einsatz von Projektmanagement Methoden für unsinnig.

    viele grüße Eberhard

  2. Gernot Deutschmann

    Hallo,

    ich habe den Gedanken schon einmal bei Stefan angeführt. Ich denke, dass Diskussionen darüber, wann ein Projekt ein Projekt ist, nicht wirklich zielführend sind. Ein Projekt ist laut (ich glaube Duden) einfach ein Vorhaben. Wortgeschichtlich kommt Projekt von dem lateinischen “projektum” und bedeutet “das nach vorne Geworfene”. Diese Bedeutung schwingt auch in den Worten “Projektil” und “Projektion” mit.

    Ich denke, dass folgende Fragestellung sinnvoller ist: “Wie muss ein Projekt beschaffen sein, damit der Einsatz von Projektmanagement-Methoden sinnvoll und gerechtfertigt ist?”.

    Was hälst Du davon?

    bis bald, Gernot

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