Warum Selbstorganisation in Projekten?
Die zweite von 2 kurzen Antworten

Durch | 17. November 2010

Die Antwort hatte ich im vorangegangenen Beitrag schon vorweg angedeutet: „Zufriedenere Menschen“. Das ist ein schwammiger Begriff und man könnte darauf antworten, dass jede(n) etwas anderes zufrieden macht. Man könnte auch darauf antworten, dass professionelle Projekte nicht dazu da sind die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu befördern und die Mitarbeiter im Rahmen der definierten Projekt-Prozesse funktionieren sollen. Diese Sicht kann man einnehmen, in diesem Falle lohnt sich die weitere Lektüre dieses Beitrages allerdings nicht.

Die Arbeit in einem Projekt wird von einer Gruppe von Menschen erledigt ((Wenn eine Aufgabe von einer Person alleine erledigt werden kann ist es kein Projekt)). Da ein Projekt naturgemäß eine gewisse Komplexität und Neuartigkeit mit sich bringt werden die Beteiligten verschiedenartige Teilaufgaben übernehmen müssen. Die genaue Verteilung der Aufgaben ist zudem in der Regel aus Unkenntnis der vollständigen Aufgabenstellung zu Beginn des Projektes noch nicht festlegbar. Dementsprechend werden sich die tatsächliche Form der Kooperation aller Beteiligten und das Zusammenwirken der Arbeitsergebnisse im Lauf des Projektes finden. Ãœberspitzt formuliert gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Prinzipien zur Findung des Zusammenwirkens. Eine starke Führungsinstanz teilt per Order Aufgaben zu oder die Beteiligten teilen die Aufgaben unter sich auf. Im ersten Fall loyalitäts- und plan-orientiertes Projektmanagement, im zweiten Fall beginnt der Weg zur Selbstorganisation. Ich spreche hier bewusst von Loyalitäts-Orientierung um die große Bedeutung der PM-Funktion im ersten Fall zu unterstreichen. Die Autorität des Projektmanagers darf nicht untergraben werden, die Projektgruppe muss dem Manager loyal folgen. Ich vermeide hier bewusst den Begriff der Hierarchie, weil dieser nicht zur Unterscheidung der Prinzipien taugt, da auch im Falle der Selbstorganisation eine Hierarchie entsteht. Im ersten Fall ist die Hierarchie fremdbestimmt im zweiten Fall selbst entwickelt.

Was hat das jetzt mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter zu tun? Ich beantworte die Frage mit einer Gegenfrage. Mit und in welcher Hierarchie werden sich Projektmitarbeiter wohler fühlen? In einer selbst gestalteten, situationsangepassten oder in einer fremdbestimmten?

Die Erfahrung von Vertrauen und Kooperation in verschiedenen sozialen Beziehungen ist zudem eine Quelle der menschlichen Identität. Identität entsteht überwiegend aus den Rückmeldungen von anderen Menschen. Selbstorganisierte Kooperation versorgt die Beteiligten mit Rückmeldungen und Vertrauenserfahrungen, sie spüren ihre Identität, sie spüren ihr Mensch-Sein. Dieses „Spüren“ schafft Zufriedenheit in einem weit höheren Masse als es eine gemeinsame Arbeitsleistung mit tayloristischer Aufgabenteilung je könnte.

Wer bis hier durchgehalten hat und sich fragt ob sich das auch zählbar lohnt, sei nochmals auf den ersten Beitrag verwiesen.