alles offen?!

Durch | 18. Januar 2012

lizenzDas neue Jahr beginnt mit gründlichen Ãœberlegungen und wesentlichen Neuerungen. Seit Mitte letzten Jahres wird #openPM diskutiert. Von Beginn an bin ich an dieser Diskussion beteiligt, befürworte die Idee und bin auch Mitunterzeichner der ersten Erklärung. Offener und freier Zugang zu Wissen und Werkzeugen ist prinzipiell begrüßenswert. Offen ist gut – so weit so gut. Die Frage ist was macht jemand mit diesem Wissen – kann und darf er Geld damit verdienen? Bisher hatte ich auf diese Frage als Blogger ein unausgesprochenes „kommt darauf an“ im Kopf. Einem Dozenten an einer Hochschule oder einem Lehrer sollte es natürlich erlaubt sein die Inhalte dieses Blogs (oder einer offenen Plattform) zu verwenden. Einem Berater der sein Geld (wie ich) mit Projekt-Management verdient hätte ich ehrlicherweise die kommerzielle Verwendung der Inhalte gerne untersagt. Mit dem Startschuss von #openPM stellt sich mir als potentiellem Autor diese Frage mit erneuter Brisanz. Die „kommt darauf an“ Antwort ist weder konsequent noch praktikabel. Wenn ich hier im Blog eine Checkliste veröffentliche und sie #openPM zur Verfügung stelle muss sie richtig frei sein und nicht in einem halbentschiedenen Zwischenzustand hängen.

Auf die konsequente Lösung hat mich zum ein anderer Blogger mit seinem Artikel befreite Lizenzen gebracht. Den letzten Anstoß gab dann ein offenes Hardware Projekt über das ich im Netz gestolpert bin. Land- und Industriemaschinen in einfacher robuster Bauweise, deren Konstruktionspläne frei verfügbar sind. Es wäre unsinnig Maschinen frei von Lizenzgebühren, Wartungsverträgen und Ersatzteilversorgungsketten bauen zu können um sie dann nicht für den Lebensunterhalt einsetzen zu dürfen. Ein Verbot einer kommerziellen Nutzung liefe darauf hinaus, dass nur Hobbygärtner diesen Traktor verwenden dürften.

Dementsprechend ändere ich die Lizenzbedingungen für diesen Blog von BY-NC-ND in BY-SA. Das heißt auch die kommerzielle Nutzung ist nun explizit erlaubt. Die Pflicht der Namensnennung bleibt allerdings bestehen. Wer die Inhalte verwendet, bearbeitet und weitergibt muss angeben woher sie stammen – das ist in meinen Augen zudem das minimale Gebot der Fairness. Hiervon ausgenommen sind weiterhin die Projekt-Cartoons, die exklusiv für diesen Blog gezeichnet werden, und nur nach Anfrage verwendet werden dürfen.

12 Gedanken an “alles offen?!

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Gebhard … die zwei Begriffe sind inhaltlich gut, die Differenzierung ist sehr hilfreich. Zu den weiteren Fragen muss ich noch ein wenig nachdenken …

  2. Gebhard Borck

    @ Eberhard


    Vielen Dank für diesen Kommentar! Er hat mir eine für meine Arbeit wichtige Abgrenzung aufgezeigt: „kollektive Intelligenz“ zu „kollaborativer Wissensarbeit“!

    Ich finde beides wichtig und eine Ressource bisher nur gering genutzter menschlicher Leistungspotentiale.

    Kollektive Intelligenz (noch ein recht ungelenker Ausdruck) stelle ich in die Ecke der Entscheidungsfindung.
    Es geht hier um Dinge wie Entscheidungsmärkte etc.. Also Fragen, die Wahrscheinlichkeiten abschätzen, mit denen ein zukünftiges Ereignis eintrifft. Bspw.: „Wer gewinnt den Oscar für die beste männliche Hauptrolle 2012?“.
    Bereits heute sind wir gut darin, diese Ereignisse mit kollektiver Intelligenz vorher zu sagen – besser als alle Expertenprognosen.
    Worin wir nach wie vor sehr schlecht sind, ist eine Abschätzung der Konsequenzen dieser Entscheidung. Etwa: „Wird der Marktwert des Gewinners steigen und/ oder wird er durch den Gewinn mehr Engagements erhalten oder eben nicht?“
    Im Zeitalter der börsendominierten Wahrsagerei ein wichtiges und viel zu wenig entwickeltes/ in der Breite bekanntes Thema/ Problem der Entscheidungsmärkte.

    kollaborative Wissensarbeit (ein fast noch staksigerer Ausdruck oder ;)?) verorte ich nach Morovien. Dorthin, wo Tom deMarco 18 verschiedene Teams an denselben 6 Aufgaben arbeiten lässt.
    Der Mehrwert entsteht hier nicht durch Effizienz, er entsteht durch Redundanz! Ein höchst natürliches Erfolgsprinzip, wie Taleb im Appendix zum Schwarzen Schwan ausführlich beschreibt.
    Leider ist dieses Arbeiten heute vor allem dort als sinnhaft und erfolgreich anerkannt, wo übergreifende Probleme (etwa Pandemien) oder naturgesetzliche Fragestellungen (etwa in der von Dir genannten Physik) zu klären sind – sprich in der Forschung.
    Auf die Menschheit, unser soziales und umweltverträgliches Zusammenleben auch im Rahmen unserer Ressoucennutzung, Produktion und ganz allgemein unseres Wirtschaftens bezogen, gibt es auch an der Stelle noch viel zu entdecken.

    Ich danke Dir dafür, dass Du diese Differenzierung bei mir ausgelöst hast und verwehre mich zugleich dagegen, dass Marcus und ich an dieser Stelle irgendwie auseinander gehen.
    Für mich ist beides wertvoll. Ich sehe es ganz klar als „sowohl als auch“ ;).
    Nach wie vor beschäftigt mich die Frage:
    Wie bekommen wir das in einen existentiell wirtschaftlich sinnhaften Kontext?
    Wenn diese 18 Teams auf 18 verschiedene Arten (Organisationsaufbau, Arbeitsstrukturierung, Aufgabenverteilung) kooperativ transparent zum Wettbewerb um die beste Lösung antreten. Wie stellen wir sicher, dass diejenigen, die nicht auf die beste Lösung kommen, nicht daran verarmen und verhungern?

    Wir kommen einem möglichen Kern der Diskussion näher oder?
    Gruß
    Gebhard

  3. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    und noch eine kleine Anmerkung von mir 😉

    @Gebhard @Marcus … Wissensarbeit, Wissensanwendungsarbeit, Crowdsourcing, Einzel- vs. Schwarmintelligenz – das hängt alles zusammen, die letzteren werden bedingt auch durch die technischen Möglichkeiten der letzten Jahre besonders betont. Dabei wird leider übersehen dass nicht jede Aufgabe, nicht jede Fragestellung sich für eine kollektive Bearbeitung eignet. Ich sehe das ähnlich wie in der Informatik – nicht jede Aufgabe lässt sich parallelisieren. Das Potential der „kollektiven Inteligenz“ der „kollaborativen Wissensarbeit“ wird m.E. überbewertet. In manchen Fällen sehe ich da nur ein kollektives Wiederkauen, das der Qualität und Tiefe des Wissens nicht wirklich förderlich ist (da bin ich eher bei Dir Gebhard). Ich sehe aber auch Anwendungen und Möglichkeiten bei denen eine geschickte Parallelisierung und Verteilung von Aufgaben Ergebnisse ermöglicht, die auf klassischem Wege nicht erreicht werden könnten (da bin ich eher bei Dir Marcus).

    Ich sitze da ein wenig zwischen den Stühlen, während meiner alten wissenschaftlichen Tätigkeit (Physik) habe ich Probleme kennen gelernt, die erst 20 Jahre später mit Hilfe kollaborativer Werkzeuge angegangen und inzwischen gelöst wurden. Hier zeigt sich vielleicht auch der Knackpunkt, der bei der kollaborativen Wissens-Arbeit gerne übersehen wird. Die Kollaboration bedarf einer guten Vorbereitung und manchmal einer Idee, die von wenigen vorab erarbeitet wurde.

  4. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    @all … danke für Eure Beiträge

    @Marcus @Oliver … die Gedanken bzgl. der Anwendung bzw. der Konzerte finde ich sehr hilfreich.

    @Gebhard … zum ersten Punkt muss ich Dir ein wenig widersprechen. Ich achte bewusst auf Trennung meiner Wissensarbeit von der bezahlten Arbeit. Ich kann das relativ gut tun, da ich ehrenamtlich Forschungsarbeiten an Hochschulen betreue und auch explizit eigene Forschung betreibe. Die Zeit, die ich hierfür aufwende fehlt mir (manchmal leider) effektiv beim Geld verdienen.

    Deinen Einwand an Marcus bzgl. die Natur der Wissensarbeit (Lesen, Durcharbeiten, Durchdenken usw.) finde ich gut.

    Nur zur Sicherheit … ich akzeptiere den kapitalistischen Mechanismus keineswegs.

  5. Gebhard Borck

    Hallo zusammen,

    @Eberhard:
    Ich glaube wir machen uns was vor!
    In Falle der Freiberufler und Selbständigen bezahlen die individuell sinngetriebene Wissensarbeit die Kunden. Im Fall von open source Software nicht selten ein Softwarehersteller, er nicht wirklich weiß, welchen Code sein Entwickler gerade bearbeitet – den der Firma oder den des open source Projektes.

    Somit komme ich zum Schluss: Natürlich werden Wissensarbeiter heute schon bezahlt. Der Bezahlenden weiß nur selten, wofür er sein Geld wirklich ausgibt.

    @Marcus:

    die Frage wer den Wissensarbeiter bezahlt in offenen und kollaborativen Modellen ist tatsächlich eine sehr spannende. Meiner Meinung nach ist mit dem Erzeugen von Wissen nicht mehr viel zu verdienen, weil das zunehmend kollektiv passiert. Das Modell wenige schreiben und viele zahlen für’s Lesen wird an Bedeutung verlieren. Jedenfalls wird es neben diesem klassischen Modell andere geben. Natürlich wird es nach wie vor Autoren und Experten geben, die Bücher schreiben die Menschen kaufen wollen, aber es wird eben auch andere Wege zur Erzeugung von Wissen geben./

    Ich finde mit dieser Ansicht zielst Du voll am Thema vorbei, bringst aber einen ganz anderen wichtigen Punkt in die Diskussion ein!
    Du zielst vorbei, weil die Wissensarbeit mehr ist, als neues Wissen zu erzeugen. Zu einem großen Maße geht es darum bestehendes Wissen zu recherchieren, zu durchdenken, Konsequenzen daraus abzuleiten und dieses Wissen überhaupt erst einmal verarbeitbar zu machen. Und hier ist es so, dass es nach wie vor wenige gibt, die sich dem hingeben und viele, die von der Wissensarbeit dieser wenigen profitieren. Geht es hierbei um ein technisches Produkt oder auch um eine Software ist es gar nicht so schwer, sich vor Missbrauch zu schützen. Geht es allerdings um Denken und die Ergebnisse von Denkprozessen ist das praktisch unmöglich, wird aber von den Wissensanwenungsarbeitern auch gern (siehe Dich selbst) in seinem Wert herab gesetzt.
    In der Konsequenz bedeutet das dann noch zunehmend: Wer vermarkten kann ist König, auch wenn inhaltlich eher ein Dünnbrettborer ist.
    Damit wären wir beim kapitalistischen Mechanismus, den Eberhard auch beschreibt, den ich allerdings weder als Naturgesetzt akzeptieren, noch gutheißen möchte.

    Den neuen Punkt, den Du aufwirfst ist: SCHROTT. Weil inzwischen jeder an zig Stellen Wissen automatisiert redundant produzieren kann und kaum einer darüber nachdenkt, ob sein Wissen auch einen Zusatzwert hat oder nur der inflationären Weiterverbreitung von Dummheit Vorschub leistet – kann man Twitter, Facebook und andere walls kaum noch ertragen.
    Ich erinnere mich noch an eine Zeit vor weniger als 1,5 Jahrzehnten, alls Newsfeeds noch ein Geheimtipp war und das dort kommunizierte und diskutierte Wissen mehrheitlich wertvoll.

    Bin gespannt, ob wir noch mehr Beiträge zur Diskussion bekommen?

    Gruß
    Gebhard
    PS: Ich finde es zeugt von tolerierter Ignoranz, Armut und Ausbeutung, wenn man davon ausgeht, dass anwendbares Wissen ohne Energie, Aufwand und Arbeit einfach so versteht, weil die Welt jetzt halt so ist.
    Es einfach hinzunehmen mag pragmatisch sein ist allerdings sicherlich auch eine der Ursachen dafür, dass die Welt ist, wie sie ist.

  6. Oliver

    Hallo Eberhard,

    danke (an alle) für die anregende Diskussion am Morgen. Bezugnehmend auf die Entlohnung des Musikers (CD-/LP-/MP3-Verkäufe) verhält es sich wohl sehr ähnlich wie bei Dir. Du verdienst Dein Geld mit „operativem Projektmanagement“ der Musiker heutzutage mit Konzerten. Die „Wissens-/ bzw. Kreativarbeit“ dient dann nur noch der Vermarktung?

    Ich bin sehr gespannt in welche Richtung sich sowohl Lizenzmodelle als auch neue Gesellschaftsformen (Rechts- und Organisationsformen) entwickeln.

    Beste Grüße,
    Oliver

  7. Marcus Raitner

    Hallo Eberhard, hallo Gebhard,

    die Frage wer den Wissensarbeiter bezahlt in offenen und kollaborativen Modellen ist tatsächlich eine sehr spannende. Meiner Meinung nach ist mit dem Erzeugen von Wissen nicht mehr viel zu verdienen, weil das zunehmend kollektiv passiert. Das Modell wenige schreiben und viele zahlen für’s Lesen wird an Bedeutung verlieren. Jedenfalls wird es neben diesem klassischen Modell andere geben. Natürlich wird es nach wie vor Autoren und Experten geben, die Bücher schreiben die Menschen kaufen wollen, aber es wird eben auch andere Wege zur Erzeugung von Wissen geben.

    Die Diskussion haben wir in der open-source Software eigentlich schon hinter uns und tatsächlich gibt es nicht wenige Firmen die mit open-source Software Geld verdienen, was klassische Software-Firmen wie Microsoft nie für möglich gehalten hätten. Natürlich weniger mit dem unmittelbaren Verkauf, sondern mit der maßgeschneiderten Anwendung auf den Einzelfall. Ãœbertragen auf andere Wissensarbeit heißt das für mich, dass beispielsweise alles generische Wissen zum Projektmanagement frei sein sollte, die Anwendung im konkreten Einzelfall ist die Kunst für die man bezahlt wird und immer noch schwierig genug.

    Insofern finde ich Wissenarbeiter einen etwas unglücklichen Begriff, denn er wird oft als Wissenserzeugungsarbeiter interpretiert, gemeint und sinnvoll ist meiner Meinung nach aber Wissensanwendungsarbeiter.

    Herzliche Grüße,
    Marcus

    PS. Eberhard, ich finde es klasse, dass Du Dein Lizenzmodell für Dein Blog umgestellt hast und so explizit beschrieben hast. Ich werde das teilweise für mein Blog übernehmen. Gemeint hatte ich es ohnehin immer so, aber noch nirgends definiert.

  8. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Gebhard,

    danke für Deinen Kommentar. Du stellst wichtige Fragen. Verkürzt bringt es für mich die erste schon auf den Punkt:

    > Wer bezahlt die Wissensarbeiter?

    Leider habe ich keine (befriedigende) Antwort.

    Ein Stück weit habe ich auch resigniert. Ich habe hier auf dem Blog Artikel, die wirklich häufig gelesen werden, weil sie auch in der Wikipedia verlinkt sind. Vor Jahren hatte ich die Zählmarken der VG Wort mitlaufen lassen. Als es zur potentiellen Auszahlung kam, hat die VG Wort kurzerhand die Lesezahlen ignoriert und nichts ausgezahlt. Ich habe Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht – das was man da bekommt ist lächerlich und deckt nicht einmal den Zeitaufwand, den man mit der Formatierung hat. Wenn ich mir die Publikationsbedingungen für gängige Konferenzen anschaue wird mir übel. Ich überlasse dem Verlag der die Papers veröffentlicht so weitgehende Nutzungsrechte, dass ich meine eigenen Inhalte nicht einmal mehr hier verwenden könnte.

    Vielleicht habe ich doch eine Antwort auf die Frage. Wenn ich mein Geschäftsmodell heute betrachte verdiene ich mein Geld mit operativer Projektleitung und nicht mit Wissensarbeit. Wissensarbeiter werden nicht bezahlt. Wissen wird zur Zeit im Zuge der „geistigen Eigentums“ Debatten zur Ware degradiert, die der Ausbeutung Vieler durch Wenige dient. Ich denke das ist das gleiche Problem, das sich auch bei der Diskussion um Kulturflatrates und ähnlichem stellt. Wer bezahlt einen Musiker wenn alle Downloads frei sein sollen? Wenn eine Umlage erhoben wird stellt sich die sofort die Frage „Wer verteilt die eingenommenen Gelder nach welchen Kriterien an wen?“ Jedes halbwegs nutzungsgerechte Verteilsystem würde einen immensen Aufeand für Ãœberwachung und Protokollierung erfordern. Einfache Verteilsysteme (z.B. Gema, VG-Wort) werden sehr schnell ungerecht und dienen der Umverteilung.

    Deine Drehscheibe ist ein treffliches Beispiel. Du hast Deine Idee durch eine kostenpflichtige Lizenz geschützt. Wir hatten auch schon mal darüber gesprochen weil ich erwogen hatte sie in einem Projekt einzusetzen. Die Lizenzkosten hätten einen wesentlichen Teil der Summe, die mein Kunde bereit gewesen wäre zu zahlen, verbraucht. Unterm Strich hätte ich dann umsonst arbeiten müssen – das wäre für mich auch keine befriedigende Lösung geworden. Die Drehscheibe frei zu geben und auf nenneswerte freiwillige Rückflüsse zu hoffen wäre auch keine Lösung. So entsteht ein Deadlock.

    In diesen Deadlock bin ich schon in vielen Bereichen gelaufen (Musik, Texte, Bildende Kunst). Ich befürchte so lange unsere Wirtschaftssystem durch und durch kapitalistisch ist wird sich dieser auch nicht auflösen lassen. Wissensarbeiter sind (noch) eine Utopie. Solange die Verteilmechanismen der Wirtschaftsleistung (national und global) so sind wie zur Zeit wird sich da m.E. nichts ändern. Insofern ist die Freigabe der Inhalte ein kleiner hilfloser Akt gemäß dem Spruch „Lieber eine Kerze anzünden als die Dunkelheiut verfluchen“.

  9. Gebhard Borck

    Hallo Eberhard,

    Du schneidest hier ein hochspannendes Thema an. Viele sehen es als gegeben, dass wir in der Wissenswirtschaft angekommen sind. Wir nennen uns Wissensarbeiter und tragen das große Schild vor uns her auf dem steht: Wissen ist die einzige Ressource die sich vermehrt, wenn man sie teilt.
    So weit so gut. Im Wissenszeitalter ist man open source und so will es auch openPM sein. Ich möchte in diesem Zusammenhang eine Episode erzählen, die für mich nach einige Fragen aufwirft, die Dein/ unser Dilemma noch verschärfen.

    Vor ca. 8 Wochen habe ich eine, von mir empfunden, recht unfreundliche Mail von einer Trainerin aus Berlin erhalten. Sie hat darin gefragt ob es zu MEINER, von MIR entwickelten Methode der WissensDrehScheibe noch mehr Informationsmaterialien gäbe oder nur die, die man im Netz herunterladen kann.
    Ich habe ihr – glaube ich – freundlich geantwortet und mitgeteilt, dass ich als Erfinder und Entwickler der Methode natürlich noch mehr Material hätte und wofür sie es denn benötigte.
    Sie hat mir weiterhin sehr kurz angebunden geantwortet, dass ein Kunde von ihr explizit die Umsetzung einer WissensDrehScheibe gefordert hatte und sie sich informiere, um den Auftrag umzusetzen.
    Ich dachte: „Das ist doch ein Anfang! Die Verteilung von Wissen lohnt sich also doch.“ Und wähnte mich in einer neuen Kooperation und freute mich der Kollegin zu gratulieren und ihr eine Liste des weiteren Materials zur Verfügung zu stellen. naiv wie ich bin, mit Preisen.
    Unsere Wissensarbeitskollegin hat sich bedankt, darauf verwiesen, dass sie die Liste ggf. gegenüber dem Kunden erwähnt und nie wieder etwas von sich hören lassen.

    Seither frage ich mich:
    – Wer bezahlt die Wissensarbeiter?
    – Wie lässt sich ein Einkommen/ eine Existenz erwirtschaften, wenn alles open source und frei verwendbar ist?
    – Wie trägt eine Wissensgesellschaft ihre Mitglieder?

    In der Industriewirtschaft ist/ war das klar. Wir brauchen Euch, ihr arbeitet, ihr bekommt Lohn dafür und könnt euch ein Häuschen kaufen. In der Wissenswirtschaft ist das anders. Hier arbeitet man häufig bei oder für jemanden, der einen für etwas industriell verwertbares bezahlt – das ist nicht die beschworene Wissensgesellschaft sondern ein wissensgeprägter Bestandteil der Industriewirtschaft oder?

    Ich bin auch dafür, dass sich Wissen vermehrt und verbreitet. Ich bin auch dafür, dass jeder erst einmal mit meinem Wissen etwas machen kann. Ich bin inzwischen allerdings auch dafür, dass wenn er Geld mit meiner Wissensarbeit macht, ein Anteil bei mir hängen bleibt.
    Wie ist das zu organisieren?

    Via Open Source, Freie Software, irgendwelche aktuellen offenen Lizenzmodelle – zumindest die, die ich kennen gelernt habe – beantworten diese Frage nicht!

    Ich weiß, dass ich oft Wissen von anderen, das frei zur Verfügung steht einsetze, auch um Business daraus zu generieren. Nicht immer kommt Business dabei heraus, doch wenn es der Fall ist, wollte ich auch etwas davon abgeben und tue das auch, wenn es einen Donate-Button oder ähnliches gibt.
    Doch das reicht mir bei weitem nicht!

    Mich würde es freuen mal darüber nachzudenken, wie man das in den Griff bekommen kann, denn:
    1. Habe ich dafür noch kein Rezept gefunden und
    2. Würde es ich ruhiger schlafen lassen, denn inzwischen ist mir klar geworden, dass ich heute schon ein Einkommen hätte aus dem Wissen, das ich vor 8 Jahren erarbeitet habe.

    Hat sonst noch jemand Lust, darüber zu reden?

    Gruß
    Gebhard

  10. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Falk, Dein nächster Kommentar geht dann gleich online. Danke für Deine Zustimmung.

    Ist ja witzig, dass der Cartoon seine Kreise gezogen hat. Im konkreten Einzelfall bin ich ohnehin ein großzügiger Mensch – bei den Cartoons weise ich eben explizit darauf hin, da sie mit Ausnahme dessen vom 23. nicht von mir gezeichnet werden. Ich bin aber anderseits auch gebranntes Kind. Mir ist es tatsächlich schon passiert, dass ich in einem Vortrag saß und auf der Leinwand meine Grafiken sah, die die Vortragende dreist bei mir entnommen hatte (natürlich ohne Namensnennung).

    LG Eberhard

  11. Falk Schmidt

    Finde ich klasse. Die Namensnennung sollte man voraussetzen. Die Realität sieht manchmal sicher anders aus. Allein wenn ich bedenke, wie oft ich Deinen Cartoon vom 23.12. auf anderen Wegen erhalten habe (selbstverständlich ohne Quellenangabe)… Gut, dass Du die Einschränkung bzgl. der Grafiken hier nochmal explizit beschreibst.

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