Papst Franziskus wird heute beerdigt. Ich habe mittlerweile 5 Päpste erlebt: Paul VI, Johannes Paul I und II, Benedikt XVI und die letzten zwölf Jahre Franziskus. Zum ersten Mal spüre ich persönlichen einen Verlust beim Tod eines Papstes. Franziskus hatte mir kurz nach seiner Wahl ein Stück Heimat in der Kirche zurück gegeben.
Ich möchte einige meiner Gedanken zu Franziskus teilen. Die Frage ob die Kirche zu politischen und sozialen Themen Stellung beziehen soll, beschäftigt nicht nur deutsche Politiker. Diese Frage ist auch in der Kirche nicht unumstritten. Als Franziskus gewählt wurde gab es für die Fraktion derer, die Stellung beziehen wollten, gefühlt zum ersten Mal Rückenwind. Teile seiner zweiten Enzyklika „laudato si“ lesen sich wie ein Manifest einer grün-linken Politik. In einer Sitzung unseres Kirchengemeinderats, in der ich als Impuls aus dieser Enzyklika vorlas, musste ich auf verwunderte Blicke hin ergänzen, dass es sich um die neueste Enzyklika und nicht um eine linke Kampfschrift handelt.
Franziskus wollte seine Kirche reformieren. Gemessen an der Erwartungen vieler Laien scheint es als hätte er nicht viel erreicht. Der Schein trügt allerdings. Franziskus hat Prinzipien aufgebrochen, die 1500 Jahre lang nicht zur Debatte standen. Er hat die Verknüpfung zwischen Priesterweihe und struktureller Macht von oben her aufgelöst. Seit diesem Jahr werden zwei wichtige päpstliche Behörden von Frauen geleitet, deren Vertreter Kardinäle sind.
Mit der Ordensfrau Simona Brambilla setzte Papst Franziskus im Januar 2025 die erste Präfektin der Kurie ein. Zugleich ernannte er für dieselbe Behörde einen „Pro-Präfekten“ im Kardinalstand, den Spanier Ángel Fernández Artime. Bis dahin galt in der Geschichte der Kurie die Norm, dass Kardinäle und Erzbischöfe Kurienbehörden leiten und Laien, darunter Frauen mit und ohne Ordensgelübde, mitarbeiten. Franziskus war der Papst, der diese Ordnung an der Römischen Kurie 2025 zum ersten Mal umkehrte. Abgesichert hatte er den Schritt mit seiner Kurienreform und deren Grundlagendokument „Praedicate Evangelium“ von 2022. Seither können Kardinäle unter Frauen dienen. …
Diese Umwälzung erfolgte relativ geräuschlos. Ich denke Franziskus war ein „Fuchs“, der genau wusste was er unter dem Radar auf den Weg bringen konnte.
Ich hoffe inständig, dass sein Nachfolger seinen Weg fortsetzen wird.
Ich gebe zu, dass hier im Wohnzimmer gerade Phoenix läuft… die Übertragung der Trauerfeier. Da ist genau auch das erwähnt worden, was Du hier schreibst. So fremd mir als evangelischer Christin die Institution Papst ist, so sehr habe ich aber auch Achtung von dem, was dieser Papst an Zeichen gesetzt hat. Seine erste Reise ging nach Lampedusa, um nur eines zu nennen.
Ich zitiere mal den Kabarettisten Christoph Sieber:
Wenn all jene Politiker, die jetzt den Papst für seinen
“unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung“ loben, ebene genau jene Politik für die Schwächsten machen würden, dann würde die Kondolenz auch nicht so verlogen um die Ecke kommen.
Zuerst einmal Danke für Deine Worte.
Ich kenne verschiedene konfessionelle Welten. Aufgewachsen bin ich protestantisch (pietistisch) und bin nach langem Engagement in der katholischen Kirche dann im Erwachsenenalter konvertiert. Manchmal sitze ich immer noch zwischen den Stühlen. Franziskus hat das für mich ganz persönlich tatsächlich erträglicher gemacht.
Da ich beruflich einige Jahre auch bei den Katholiken verbracht habe, ist mir das nicht so fremd. Mit den Pietisten kann ich weniger anfangen.
Ich kenne sehr viel engagierte Katholik*innen, die immer wieder mit ihrer Kirche ringen. Wobei ich das auch mit meiner, der evang.-lutherischen tue.
Es bleibt zu hoffen, dass der nächste Papst an das anknüpft, was Franziskus angefangen hat.