Was steckt hinter dem Faktor Mensch

Durch | 11. Oktober 2008

Der Faktor Mensch in Projekten

Die Erkenntnis, dass dem Faktor Mensch in Projekten große Bedeutung zukommt, ist inzwischen unbestritten. Was steckt aber genau hinter dem Faktor Mensch? Um dies zu verstehen lohnt sich ein Ausflug in die Gruppendynamik. Jede Gruppe macht eine Entwicklung durch, hierbei lassen sich in mehrerlei Hinsicht Gemeinsamkeiten entdecken. Zum Einen sind es immer wiederkehrende Themen als auch eine gewisse Einteilung in Phasen.

Die Gruppenthemen mit denen sich jede Gruppe beschäftigt sind die folgenden ((Antons, Klaus et al. Gruppenprozesse verstehen : Gruppendynamische Forschung und Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 22004)):

– Zugehörigkeit
– Macht
– Vertrauen

Diese werden in einer gewissen logischen Reihenfolge geklärt. Es werden dabei die wichtigen Fragen beantwortet:

– Wer gehört dazu?
– Wer hat das sagen, wie sieht die Rollenverteilung und Hackordnung aus?
– Wer kann sich wie gut und auf wen verlassen?

Die Gruppenentwicklung lässt sich auch als Prozess mit mehreren Phasen betrachten. Ein häufig verwendetes Modell ((Tuckman, Bruce W.: Developmental Sequence in Small Groups, Psychological Bulletin, vol. 63, 1965, pp. 384-399.
)) identifiziert vier Phasen: Forming, Storming, Norming und Performing. Beobachtungen zeigen, dass die Abfolge insbesondere der Storming und Norming Phase häufig wechselt, diese ggf. sogar mehrfach durchlaufen werden. In Verbindung mit den oben genannten Themen lässt sich jedoch ein schlüssigeres Modell aufstellen, das Phasen und Themen berücksichtigt:

Gruppendynamische Themen, Phasen und Fragen

Gruppendynamische Themen, Phasen und Fragen

In der Phase „Zielgerichtetes Handeln“ wird das Vertrauen erprobt, wenn die Arbeit erfolgreich ist wird der Vertrauensvorschuss belohnt, das Vertrauen wächst, die Gruppe arbeitet erfolgreich zusammen, aus der Gruppe wird ein Team. Eine spannende Frage ist, ob sich herausfinden lässt in welcher Entwicklungsphase sich eine Gruppe bzw. das Team gerade befindet. Die Antwort lautet „JA“. mit geschickt und etwas ausführlicher formulierten Fragen lässt sich der Teamzustand ermitteln. Zwei typische dieser „Diagnosefragen“ sind:

– Probleme wurden offen besprochen und gemeinsam gelöst
– Kritik wurde offen geäußert
– …

Gruppendynamische Themen, Phasen und Fragen sowie Diagnose-Kriterien

Gruppendynamische Themen, Phasen und Fragen sowie Diagnose-Kriterien

Werden diese und andere Fragen mit großer Zustimmung beantwortet, kann man davon ausgehen, dass Vertrauen besteht und sich das Team bereits in der Phase des zielgerichteten Handelns befindet. Ein Teil, der von uns in Zusammenarbeit mit der Uni Magdeburg durchgeführten Online-Befragung ((Umfrage zu Praktiken in Software-Projekten)), befasste sich mit dieser Thematik. Es wurden mit 18 differenzierten Fragen 190 in den Jahren 2007 und 2008 durchgeführte Projekte untersucht. Hierbei ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Teamzustand und Projekterfolg. Die Erfolgsquote von Projekten hängt dramatisch mit dem konstruktivem Ablauf der Gruppendynamik zusammen. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in den nächsten Tagen veröffentlicht.