Was ein Team ausmacht

Durch | 6. November 2009

Wir schreiben hier immer wieder über die Bedeutung des Teams. Wir differenzieren zwischen echten Teams und Gruppen, die sich nur Team nennen. Was macht den Unterschied letztendlich aus? Ich möchte heute nicht über Gruppendynamik ((Teamphasen, Projektmanagement und Teamuhrwerk)) schreiben sondern versuchen den Unterschied anhand dreier konkreter Situationen zu beschreiben:

  • Angst zu fragen
  • Der anonyme Spezialist
  • Selbstorganisation und Entscheidungen

Angst zu fragen

Ein Mitarbeiter sitzt an einer Aufgabe, weiß an einer Stelle nicht mehr weiter und traut sich nicht einen Kollegen zu fragen. Das Eingeständnis etwas nicht zu wissen und fragen zu müssen ist nie leicht. Es fällt umso schwerer wenn im Kollegenkreis das gegenseitige Vertrauen fehlt, wenn nicht klar ist was nach der Frage passiert. Kommt ein abschätziger Kommentar oder wird die Wissenslücke gar weiter erzählt. Ich selbst habe einen Fall erlebt, dass ein Entwickler 2 Wochen gewartet hat bis ein Kollege aus dem Urlaub zurück war um eine Frage loszuwerden – er hatte sich nicht getraut den anwesenden Kollegen zu fragen. Zwei Wochen in denen ein Arbeitspaket in Wartestellung blieb – diese zwei Wochen waren doppelt schmerzhaft, da sich das Problem auf das sich die Frage bezog innerhalb von 10 Minuten lösen lies.

Der anonyme Spezialist

Gelegentlich kommt es vor, dass Spezialisten für bestimmte Themen (z.B. Know-How über eine spezielle Datenbank) in ein Team aufgenommen werden. Im Verlaufe des Projektes stellt sich heraus, dass der vermeintliche Datenbank Spezialist auch in anderen für das Projekt relevanten Feldern Qualifikationen besitzt. Möglicherweise bemerkt der Neue einen Fehler an einer anderen Stelle und weist darauf hin. Jetzt kommt es darauf an wie in der Gruppe mit Fehlerhinweisen umgegangen wird. Offen und konstruktiv? Dann ist alles gut. Möglicherweise erhält der Neue aber eine Abfuhr mit den Worten „Kümmere Dich um Dein Thema!“ Ob der Neue sich noch einmal mit einem Hinweis unbeliebt machen will ist dann schon fraglich. Es ist unerheblich ob der Neue seinen Hinweis unhöflich, besserwisserisch vorgebracht oder der Alte um seine Stellung fürchtend barsch reagiert hat. Das Ergebnis ist dasselbe. Es entsteht ein anonymer Spezialist der sein Knowhow zurückhält. Dieses Knowhow geht dem Projekt verloren.

Selbstorganisation und Entscheidungen

Egal mit welcher PM-Methode gearbeitet wird, es werden in Projekten Situationen entstehen, die einer Entscheidung bedürfen. Nicht immer wird der notwendige Entscheider zufällig in der Tür stehen oder sofort antworten können. Jetzt kommt es darauf an ob die Gruppe wirklich selbst organisiert ist. Selbstorganisation bedeutet nicht nur, dass die tägliche Arbeit läuft. Selbstorganisation ist vielmehr die Fähigkeit der Gruppe in Entscheidungssituationen eine Entscheidung herbeizuführen und wieder handlungsfähig zu werden. Ob diese Entscheidung die optimale für den Projektverlauf ist muss sich dann erweisen, das gleiche gilt aber auch für die Entscheidung des ausgewiesenen Entscheiders (Projektleiter, Product-Owner, Gremien, …)

Sicherheit zu fragen, frei gegebenes Wissen und die Fähigkeit ohne Führung Entscheidungen zu treffen sind wesentliche Merkmale eines Teams. Mit einer Gruppe von Nebenher-Arbeitern, die auf ihrem Wissen sitzen bleiben und nur auf Kommando arbeiten, wird Projektarbeit sehr schwierig. Der Zustand realer Projektteams liegt oft zwischen diesen Extremen. Teamorientierte Projektleitung versucht die Qualität des Projektteams zu erfassen und im Laufe des Projektes zu verbessern. Um eine Gefühl für den Zustand des Projektteams zu entwickeln kann ein Projektleiter sich die folgenden Aussagen im Sinne eines Fragebogens vergegenwärtigen:

  • Probleme werden offen besprochen und gemeinsam gelöst.
  • Es wird Hilfe und Unterstützung geleistet.
  • Erfahrungen werden bereitwillig ausgetauscht.
  • Entscheidungsverantwortungen sind klar.

Wenn diese Aussagen vorbehaltlos mit heftigem Kopfnicken bejaht werden ist das Team auf einem guten Weg. Wenn zweifelnd der Kopf geschüttelt wird ist noch Verbesserungspotential vorhanden.

Dieser Text ist unter Creative Commons BY NC ND (Namensnennung – Nicht Kommerziell – Keine Bearbeitung) lizenziert. Er ist Teil des Buchprojekts „Menschen im Projekt“. Er gehört zum Abschnitt 3D, siehe Mindmap zu Inhalt und Struktur.