Ãœber die gelegentliche (Un)Sinnigkeit von Planungen

Durch | 19. März 2010

Keine Sorge – ich will das Erstellen von Projektplänen nicht grundsätzlich in Frage stellen. Ich möchte lediglich – dieses Mal ganz im originären Sinne eines Blogs als Tagebuch – von einem aktuell laufenden Projekt berichten. Es handelt sich um ein Organisationsentwicklungsprojekt mit leichten IT-Anteilen. Vor wenigen Wochen saß ich mit den Stakeholdern zusammen um die Kernfragen aus denen sich die Arbeitspakete definieren lassen zu identifizieren. In der gemeinsamen sehr konstruktiven Besprechung wurden 6 Fragen und daraus abzuleitende Aufgabenpakete gefunden. Auf Basis dieser 6 Fragen wurde ein erster Projektplan erstellt.

Wenige Wochen später sollten diese Fragen nochmals geprüft und ggf. durch weitere ergänzt werden. Dieser Termin hat inzwischen stattgefunden. Von den ursprünglichen Fragen sind nur noch zwei relevant. Die anderen haben sich durch Ergebnisse aus anderen Projekten und veränderte Rahmenbedingungen praktisch erledigt bzw. ihre Priorität hat sich erheblich verändert. Auch der Projektplan wird sich dadurch erheblich verändern. Mit anderen Worten: Die erste Version des Planes ist für die Tonne.

Der erste Reflex die veränderten Fragestellungen im alten und modifizierten Plan abzubilden ging zum Glück schnell vorüber. Ich erinnere mich aber durchaus an Projekte in denen dieser erste Impuls in die Tat umgesetzt wurde. Das hilft aber niemandem weiter. Wenn sich die Bedingungen für den Plan grundlegend geändert haben, muss sich das auch im Plan wiederfinden. In meinem konkreten Fall setze ich einen neuen Plan auf. Mit drastischen Worten zusammengefasst:

Wenn schon für die Tonne gearbeitet wurde, dann aber richtig.

oder

Sackgassen müssen als Sackgassen akzeptiert werden.

Ein solcher Einstieg in ein Projekt ist ein deutlicher Hinweis, dass hier eine agile Vorgehensweise keine schlechte Lösung wäre 😉

4 Gedanken an “Ãœber die gelegentliche (Un)Sinnigkeit von Planungen

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Gebhard,

    nicht ganz aber fast null 😉 In den meisten der Projekten, die ich erlebt habe, wurde nicht der endgültige Plan umgesetzt. In der gerade laufenden Untersuchung versuche ich das mal auf eine Zahlenbasis zu stellen, bin mal gespannt was da rauskommt.

    Agiles Vorgehen im vollständigen Sinne ist mehr als diese „intelligente Akzeptanz“. Die Interaktion der Beteiligten und der Aspekt der Selbstorganisation spielen hier wichtige Rollen. Das sind Aspekte, die in der klassischen PM-Planung weitgehend fehlen.

    Genau genomme ist es ein Paradoxon einen Plan für etwas Unbekanntes machen zu wollen – wenn alles bekannt wäre, wäre es kein Projekt.

    viele Grüße Eberhard

  2. Gebhard Borck

    Hallo Eberhard,
    da ich weiß, dass Du so einige Projekte gemacht hast möchte ich Dich an dieser Stelle gerne um ein persönliches Statement bitten.

    Wenn Du mal Revue passieren lässt, bei wie viel Projekten war es so und bei wie viel wurde der Plan auch wirklich umgesetzt?

    In meiner Erfahrung ist die Antwort sehr Eindeutig und eine Seite strebt stark gegen Null.

    Dazu noch eine andere Frage. Ist agiles Projektmanagement wirklich eine Vorgehensweise oder schlicht die intelligente Akzeptanz der Wirklichkeit?

    Gruß
    Gebhard

    PS: Immer wenn mir das Wort agil im Zusammenhang mit der Koordination von Arbeit begegnet muss ich leicht schmunzeln ob der Einsicht, die sich so langsam selst bei harten Planungsverteidigern über die Determinierbarkeit des Universums zeigt.
    Schade nur, dass loslassen so schwer ist!

  3. Steven B.

    Dazu kann man nur sagen: „Der Plan ist nichts, die Planung ist alles!“

Kommentarfunktion ist geschlossen.