Retrospektive Glosse über den (un)fehlbaren PL

Durch | 17. Dezember 2010

Der Begriff der Glosse (((Glosse = „Zunge, Sprache“ aus dem Griechischen glóssa bzw. Lateinischen: glossa)) hat mehrere Bedeutungen ((Wikipedia: Glosse)). Am ehesten passt für mich die folgende:

ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag …

In diesem Sinne sei zumindest der Anfang dieses Textes zu verstehen. Als renommierter Projektleiter beherrsche ich alle Techniken des Projektmanagements perfekt. Planabweichungen kommen nicht nennenswert vor, Termine werden selbstverständlich gehalten, Risiken im Projekt werden frühzeitig erkannt und rechtzeitig präventiv versorgt. Wenn ich einmal krank werde habe ich für alle Eventualitäten einen Plan B oder eine kompetente Vertretung schon vorab organisiert. Die Bedeutung von Kommunikation und präventivem Konfliktmanagement ist mir bewusst, deshalb gibt es so gut wie nie Stress in meinen Projekten. Klar doch, all dies entspricht der reinen Wahrheit, Fehler machen immer die anderen ((Hier sei vielleicht angefügt, dass ich ein großer Fan von Käpt’n Blaubär bin, dem ein Hang zu Lügengeschichten nachgesagt wird)).

Genug gefaselt. Ich weiß nicht wie es anderen erfahrenen Projektleitern geht – mir passieren auch nach vielen Jahren immer wieder Fehler bei denen ich im Nachhinein die Augen verdrehe. Beispiele gefällig?

  • Ich war dieses Jahr tatsächlich krank, anstatt den tatsächlich vorhandenen Plan B zu nutzen, habe ich versucht es irgendwie selbst zu stemmen, was letztendlich meine Genesung nicht wirklich beschleunigt hat. Merke „Selbstgewählte Helden-Eitelkeit“ ist kein guter Ratgeber.
  • In einem aktuellen, kniffligen Projekt war von Anfang an klar, dass die notwendige Abstimmung zweier Lieferanten den Terminplan gefährden könnte. Im von mir verfassten Risiko-Management Plan steht als mögliche Maßnahme: Definition kleingranularer Zwischenergebnisse, laufende Prüfung der Ergebnislieferung. Mein Gedanke beim Lesen: „Warum hast Du es dann nicht gemacht?“ Es war mir in der Vielzahl der laufenden Projekte unter gegangen. Merke: Mehrere Projekte zu leiten bleibt doppelt knifflig.
  • Manche Projekte fallen ganz aus der Wahrnehmung. Immerhin ist es kein Kundenprojekt sondern nur ein persönliches. Genau genommen ist es auch kein richtiges Projekt ((Im strengen Sinne entspricht es nicht der Definition eines Projektes, die ich selbst gerne verwende.)) Trotzdem hatte ich geplanthofft, das „Buch im Blog“ Ende des Jahres fertig zu haben. Hatte ich auch die Jahreszahl genannt? 😉 Merke: Bei zu vielen Aufgaben verengt sich die Wahrnehmung, „unwichtiges“ wird verdrängt.

Was lerne ich daraus? Ich könnte mir vornehmen genau auf die genannten Punkte zu achten. Das ist schon mal nicht schlecht. Ich möchte aber noch etwas anderes ausprobieren. Seit heute steht in meinen Kalenderblättern ein zweiwöchig wiederkehrender Termin „PR“. Damit ist nicht „Perry Rhodan lesen“ gemeint sondern „persönliche Rückschau“ oder im agilen Jargon „persönliche Retrospektive“. Regelmäßig das eigene Handeln in den Blick zu nehmen erscheint mir im Moment stimmig … ich werde an dieser Stelle berichten.

4 Gedanken an “Retrospektive Glosse über den (un)fehlbaren PL

  1. Gebhard Borck

    Hallo Eberhard,
    zum 3. Punkt … mir ist es gestern gelungen mei Buch in der Rohfassung fertig zu stellen.
    Merke: Wenn Dir ein Lektor, Buchautor und Liteaturagent sagen: Ein Buch entsteht linear. – Glaube ihnen ;)!

    Gruß Gebhard
    PS: HÖR NICHT AUF ZU SCHREIBEN, ich feue ,ich auf das Buch!

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