liken, plussen, faven usw.

Durch | 19. August 2011

Ich wurde kürzlich gefragt warum es hier im Blog keinen „like“ oder „+“ Button gibt. Der schnellen Antwort per Mail möchte ich noch eine ausführlichere folgen lassen. Es sind im Wesentlichen zwei Aspekte, die mich davon abhalten: Erstens – mein Unbehagen über die undifferenzierte Aussage, die mit dem Drücken eines Knopfes vorgenommen wird. Zweitens – die Daten(schutz) und Selbstbestimmungs-Problematik.

Eine differenzierte Rückmeldung ist mit einem Button nicht möglich. Gefällt der Beitrag oder das Thema, bedeutet das „+“ Zustimmung zu einer These oder betrifft es die Tatsache, dass das Thema angeschnitten wurde. Bedeutet es ein „lesenswert“, bedeutet es Zustimmung zum ganzen Artikel oder nur zu einem Aspekt. Möglicherweise wurde ein Beitrag auch nicht ganz gelesen und der Button nur für den satirischen Einleitungsteil gedrückt. Vielleicht bin ich altmodisch oder zu sehr in den Idealvorstellungen der Kommunikation verfangen. Ich halte die sehr eingeschränkte Kommunikation via Button für ungesund. Schnell lesen, am besten eher kurze Beiträge und dann schnell ein Mini-Feedback geben – das ist nicht meine Welt. Ich bin der Ãœberzeugung wenn mehr mit Ruhe gelesen und geschrieben werden würde wäre vieles entspannter und auch produktiver. Das ist ein Grund warum ich diesen Blog weiter führe und nicht vollständig auf die großen Social-Media Plattformen wechsle. Ich bin mir bewusst, dass es für manche LeserIn eine Unbequemlichkeit bedeutet wenn die Lieblingsplattform verlassen werden muss um einen Beitrag zu lesen – sorry – immerhin gibt es in der Regel auf twitter oder Google+ Hinweise auf neue Beiträge.

Daten(schutz): Ich bin Anhänger der informationellen Selbstbestimmung. Ich habe eine Aversion dagegen, dass ein Betreiber Daten über mein Verhalten speichert, dass „wer auch immer“ protokolliert wann ich was zu welchem Thema gelesen, markiert habe. Ich bin es leid, dass Menschen identifiziert und auf Verhaltens- und Klickmuster reduziert werden um passende Werbung schalten zu können. Es geht mir nicht um das vollständige Vermeiden von Spuren im Web, das ist ohnehin nicht möglich. Ich möchte aber diese Verhaltensnetze zumindest nicht unterstützen. Deshalb gibt es hier weder „like“ noch „+“ Buttons. Mit jedem Klick würde ein Eintrag bei dem jeweiligen Betreiber entstehen, dass ein bekannter User hier gelesen hat. Diese Datensammlungen will ich nicht unterstützen. Falls jemand hier einen Kommentar hinterlässt wird dies auch (allerdings auch ausschließlich hier und an keiner anderen Stelle) gespeichert. Aus demselben Grund werden in diesem Blog auch keine Tools verwendet, die in Systemen Dritter protokollieren. Wenn ich die informationelle Selbstbestimmung befürworte, müssen die Angebote, die ich bereit stelle auch so gestaltet sein, dass sie selbstbestimmt genutzt werden können. Wenn jemand diesen Blog anonym lesen möchte kann und darf er oder sie das tun.

Bequemlichkeit vs. Selbstbestimmung: Ich schätze es sehr wenn ich Informationen, Lesenswertes, Feeds, Nachrichten in möglichst wenigen Tools oder Plattformen lesen kann – das ist sehr bequem. Das Bestreben der großen Betreiber geht klar in die Richtung, dass der Anwender die Plattform so wenig wie möglich verlässt. Dementsprechend verschwinden Funktionen, die eine Ausleitung der Inhalte z.B. via Feed zulassen, nach und nach. Es ist plausibel, dass der Betreiber kein Interesse hat, dass ich einen Teil der Inhalte in einem externen Tool konsumiere, ihm geht dadurch wertvolle Information verloren. Er bekommt nicht mehr mit „wann ich was lese“, er hat keine Möglichkeit mir passende Werbung anzuzeigen oder andere Vorschläge zu unterbreiten. Es gibt die Redensart „Was Du nicht willst was man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Im Sinne dieser Redensart wird der Feed dieses Blogs ohne Umwege ausgeliefert und wer möchte kann sich auch ganz altmodisch per Mail informieren lassen.

Ich hoffe es ist klar geworden warum dieser Blog in sm-technischer Sicht ein Anachronismus ist. Ich hoffe dass die dadurch eventuell entstehenden Unannehmlichkeiten verschmerzt werden können.

P.S. Mit dem Hinwes auf eine gewisse Geschäftsuntüchtigkeit oder gar Dummheit die modernen Systeme nicht vollständig bzw. nicht „richtig“ zu nutzen kann ich gut leben.

4 Gedanken an “liken, plussen, faven usw.

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Tanja, ja die Buttons funktionieren anders als der „like“ oder „+“ button, da wird keine automatische Verbindung zu den Betreibern aufgebaut. Das ist so ähnlich als würdest Du die URL via Copy Paste in einen Beitrag auf Facebook oder Google einfügen. Es entsteht dadurch kein Protokolleintrag der Deinen Besuch hier direkt mit Deinem Login bei fb verbindet. Bei den „like“ Buttons hingegen wird bei fb explizit gespeichert, dass Du hier warst, LG Aebby

  2. Tanja

    Verstehe ich.
    Aber du hast doch auch die Social-Network-Leiste unter den Artikeln. Ist das jetzt was anderes? Ich bin gerade verwirrt.

  3. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Herr Hinrichs, erst mal willkommen hier, Ihr nächster Kommentar geht dann gleich online. Ihr Punkt bezüglich des Facebook Buttons war seinerzeit bei mir der Anstoß verstärkt auf das Thema zu achten. Danke für die alternative Nutzung der feedback-Möglichkeit, ich wünsche ein schönes Wochenende, Eberhard Huber

    P.S. Ihr Blog war mir noch nicht bekannt, da werde ich mich noch einlesen.

  4. Jörg Hinrichs

    Aus Datenschutz gründen kann ich kann diese Haltung verstehen. Die meisten Leser machen sich sicherlich nicht klar, was passiert, wenn sie auf einen der Buttons klicken. Und wo ihre Daten überall gespeichert werden.

    Was ich allerdings noch viel bedenklicher finde ist die Tatsache, dass beispielsweise Facebook auch dann Daten sammelt, wenn der Button nicht geklickt wurde – sofern man sich dort nicht abgemeldet hat: http://www.literaturcafe.de/totalueberwachung-welche-gefahren-der-gefaellt-mir-button-von-facebook-birgt/
    Das ist der Grund, warum ich für mein eigenes Blog den „Gefällt mir“ Button entsprechend modifiziert habe, damit das nicht mehr der Fall ist.

    Die Tatsache, dass ein Button nicht differenziertes Feedback geben kann, finde ich nicht so schlimm. Für mich bezieht er sich immer auf den gesamten Artikel. Wenn ich den gut finde und empfehlen möchte, dann klicke ich auf den Button. Ob ich das so mache oder in Facebook eine Nachricht verbreite in der steht „Super Artikel, absolut lesenswert“ ist für mich kein großer Unterschied.

    Will ich dagegen differenziertes Feedback geben, dann nutze ich halt andere Kommunikationsmittel (wie z.B. diese Kommentarfunktion).

    Trotzdem, ich verstehe und respektiere es, wie hier damit umgegangen wird. Es gibt ja auch genügend Alternativen, seine Meinung kund zu tun, wenn man das für wichtig hält 🙂

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