Mit Frauen im Team erfolgreicher?

Durch | 18. Dezember 2011

Im GPM Blog schreibt Dr. Dorothee Feldmüller: „Gemischte Teams sind erfolgreicher, das hat sich mittlerweile herumgesprochen.“ Das ist eine Aussage, die sehr plausibel erscheint und auch meinen subjektiven Erfahrungen entspricht. Da Frauen eher kooperativ, netzwerkartig und Männer eher hierarchie- und loyalitätsbasiert arbeiten könnten gemischte Teams im Sinne der Kooperation besser funktionieren und demnach erfolgreichere Projekte abliefern.

Dieser Gedanke erschien so plausibel, dass ich ihn in den Untersuchungen der letzten Jahre überprüfen wollte. Dementsprechend hatten wir in den letzten Untersuchungen ((Veröffentlichung zu den erwähnten Untersuchungen. Die Geschlechterverteilung ist aufgrund des „Null-Ergebnisses“ in den Publikationen allerdings noch nicht thematisiert.)) immer auch nach der Geschlechterverteilung im Team gefragt. In Fragebögen zu rund 600 Projekten wurde diese Frage gestellt. Eine Auswertung zu Projekterfolg und Teamzusammensetzung bzgl. Männer und Frauen war jedoch bisher ergebnislos. Das heißt in den bis dato vorliegenden Daten wurde keine Korrelation zwischen Projekterfolg und Geschlechtermischung gefunden.

Möglicherweise werden die positiven Einflüsse eines diversitären Teams durch andere Effekte wie kulturelle Konflikte wieder kompensiert. Das ist im Moment leider noch reine Spekulation. Allerdings wird zurzeit die nächste Untersuchung vorbereitet in der auch kulturelle Aspekte abgefragt werden sollen. Es bleibt spannend!

3 Gedanken an “Mit Frauen im Team erfolgreicher?

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Gebhard,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich denke unter Deinem zweiten Punkt „Verhaltensmuster“ ist der Hase begraben. Im Kontext eines Projektes kann sich jede(r) eine Zeitlang entgegen seinen komfortablen ansozialisierten Mustern verhalten. Gerade die zeitliche Begrenztheit des Projektes erlaubt eine Zeitlang ein unpassendes Verhaltensmuster auszuhalten. Dass meine bisherigen Studien zu diesem Thema keine Antworten liefern können ist klar, allerdings hatte ich einen kleinen Zahleneffekt erwartet. Dass dem nicht so ist wird wohl an den von Dir genannten Gründen liegen.

    Ich behalte das Thema aber weiter im Blick und versuche mit anderen Fragen dem Effekt auf die Schliche zu kommen. Vereinfachte (unbelegte) Aussagen wie „mit Frauen erfolgreicher“ helfen auch nicht wirklich weiter.

    viele Grüße, Eberhard

  2. Gebhard Borck

    Ich halte die Aussage überhaupt nicht für plausibel und in meinem Fall schon seit nun über 10 Jahren für fehlgeleitet …
    Nicht weil das Thema an sich falsch wäre, sondern weil man hier einem fehlerhaften Umkehrschluss auf den Leim geht.

    1. Was sind gemischte Teams?
    Auch meine Recherchen haben ergeben, dass heterogene (gemischte) Teams erfolgreicher sind als homogene (Gleiche unter Gleichen) Kollektive. Die Verschiedenheit aufgrund des Geschlechts ist dabei wohl eher zweitrangig. Vielmehr kommt es auf Charakter, Ausbildung, Erziehung, Kulturkreis etc. und dann ganz entscheidend auf Toleranz und konstruktive Konfrontationsfähigkeit an.

    2. Anstatt ums Geschlecht, geht es um Verhaltensmuster!
    Nur weil die als hilfreich angesehenen Verhaltensmuster in der gängigen gauß’schen Vorurteils-Glocken-Mitte der Frauen liegen, heißt das nicht, dass Frauen sie in ein Team einbringen (hier liegt der fehlerhafte Umkehrschluss).
    Verhaltensmuster sind noch kein Geschlecht!

    Spannend dazu auch das Buch Klatsch und Tratsch. In ihm entwickelt der Autor auf wissenschaftlicher Basis die These: Menschen (im Buch werden spitzbübisch auch die Frauen dafür verantwortlich gemacht) haben die Sprache entwickelt, um mehr soziale Beziehungen gleichzeitig pflegen zu können – anstatt von etwas über 20 engen sozialen Beziehungen wie beispielsweise bei Affen, sind so bis zu ±150 enge soziale Beziehungen möglich.
    Ein Nebenstrang der These ist, dass es durch die Sprache nicht mehr notwendig ist, Rangkämpfe physisch auszufechten. Sie werden stattdessen verbal sowohl in Konfrontation als auch hinterrücks geführt.
    Damit ist netzwerken und kooperieren für Männer in ihren Hierarchiekämpfen ebenso wichtig, wie für Frauen in ihrem Drang zur sozialen Stabilität und Nestbildung (um auf die Klischees zurückzugreifen).

    Und anders herum ist Loyalität und Führungsanspruch für Frauen, die die Zukunft ihrer Kinder sichern wollen, an einem Partner nicht gerade unwichtig. Wer Status, Macht und Durchsetzungsfähigkeit ausstrahlt – und sei es nur wegen dem Anzug, den er trägt – ist für Frauen um einiges attraktiver als der chillend, charmant ungepflegte Tagträumer. Letzterer ist doch eher eine Affäre, als ein anstrebenswerter Partner für eine längere Beziehung (Sonntags reden, Montags Meeting).

    Damit das von Dir benannte Cliche im Deinem eigenen Erfahrungsraum funktioniert, reicht es die Erwartungshaltung gegenüber Frauen zu haben, dass diese für Netzwerke und Kooperieren sorgen (mehr hierzu in Feel it! S. 94 – der Rosenthal-Effekt).

    Meine eignen These: Viel bestimmender als das Geschlecht ist die soziale Kultur des umgebenden Systems (und natürlich des prägenden sozialen Systems). Werden hier Hierarchiekämpfe und Pseudoloyalität belohnt und genießen Ansehen, werden sowohl Männer wie auch Frauen ihre Fähigkeiten, ihren Charakter und ihre Talente nutzen, um damit Anerkennung zu erhalten.
    Dass es den Männern da bei uns grundsätzlich ein wenig einfacher fällt, mag sein, deshalb darauf zu schließen, dass Frauen in Projektteams daran merklich etwas ändern können, ist – so meine Erkenntnis aus Deiner Studie – schlicht zu viel verlangt.

    Gruß
    Gebhard

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