Mitdenken ist nicht einfach

Durch | 3. April 2013

“Warum denken nicht alle mit?” Diese Frage ist als Stoßseufzer in manchen Projekten zu hören. Sei es im Verlaufe des Projektes wenn Mitarbeiter Dinge tun, die sich das Management anders gedacht hat, oder gegen Ende des Projektes wenn bisher Außenstehende mit dem Ergebnis des Projektes arbeiten sollen. So verständlich dieser Stoßseufzer sein mag sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass es oft gute Gründe für das scheinbare “Nicht-Mitdenken” gibt.

Lösungen sind nicht eindeutig. Die elementare Mathematik hat es einfacher. Eine Rechenaufgabe hat eine eindeutige Lösung. In Projekten ist es leider anders. Auftretende Probleme, die noch nicht in Arbeitspaketen beschrieben sind, können auf verschiedene Weise gelöst werden. Wenn sich die Lösung der Mitarbeiter von der management-gedachten Lösung unterscheidet, haben nicht Mitarbeiter versäumt “mitzudenken”, sie haben lediglich eine andere Lösung gefunden.

Unvollständige Information. Wenn nicht alle Beteiligten über die gleichen Informationen verfügen ist es zwangsläufig, dass unterschiedliche Gedankengänge entstehen. Wiederum wird nicht versäumt “mitzudenken”. Vielmehr werden Mitarbeiter durch unvollständige Informationen auf falsche Fährten gesetzt.

Gedankenfreiheit. Dieses Stichwort klingt provozierend ist aber wichtig. Wie wird mit abweichenden Gedanken umgegangen? Werden abweichende Ideen positiv, konstruktiv aufgenommen oder haben Mitarbeiter Konsequenzen zu fürchten? Manch einem, der nicht mitdenkt ist es schlicht und ergreifend über die Jahre hinweg ausgetrieben worden mitzudenken und andere Gedanken zu riskieren.

Angst. Projekte bringen immer etwas Neues. Veränderung erzeugt Unsicherheit oder Angst. Manchmal kann die Angst lähmend sein und ein Mitdenken verhindern.

Wenn alle genannten Faktoren zusammen kommen grenzt es am Ende sogar fast an ein Wunder wenn überhaupt “mitgedacht” wird. Letztendlich ist das “Ermöglichen des Mitdenkens” eine Führungsaufgabe, die mit der Bereitstellung von Information beginnt, die Schaffung einer “Gedankenfreiheit” einschließt und einiges an Fingerspitzengefühl erfordert.

Epilog 😉 Ein kurzes Video über einen Mönch, der nach der Einführung des Buches mit seinem Support zu tun hat. Der Supporter stößt möglicherweise auch den obigen Stoßseufzer aus.

 

6 Gedanken an “Mitdenken ist nicht einfach

  1. Bernd

    Das “Hallo” hole ich gerne nach,
    also Hallo Eberhard,

    ja, das ist der Grund (glaube ich) warum ich bei dem Scherz so lachen musste:
    Die politische Ebene…

    Relativiert die Möglichkeiten der Kommunikation,
    und überträgt ihr gleichzeitig die Verantwortung…

    Deinen Post zur 2geteilten 4ten Ebene kenne ich.
    Da fällt mir wieder auf, wie schnell die Zeit vergeht…

    Nun sind wir aber weit von Deinem ursprünglichen Beitrag abgetrifftet,
    also kommentiere ich noch etwas zum Thema Mitdenken und Kommunikation:

    Watzlawik sagte es so schön:
    -> “Wahr” ist nicht was A sagt, sondern was B versteht.

    Mitdenken, heißt also auch: zuhören können & aufnahmefähig sein.

    Dies steht im Wiederspruch zu Multitasking und einer over100 % Auslastung
    oder einem starken “Druckaufbau” / Stress / Störungen im arbeiten.

    Es gibt also durchaus Möglichkeiten ein Mitdenken zu fördern.

    In diesem Sinne wünsche ich Dir noch einen schönen Tag.

    Bernd

  2. Bernd

    Neulich scherzten schon ein paar Kommunikationstrainer grob so:

    Schulz von Thun hat die 5 te Ebene vergessen…
    Neben den bekannten 4 fehlt die Wichtigste:
    ==> Die Politische

    Somit sind die Probleme in der Welt auch keine der Organisation oder der Gedankenfreiheit,
    sondern vorallem der Kommunikation => ist doch logisch, oder? 😉
    ….
    ….
    Dabei stellte Bild die entscheidende Frage:

    Mit wem hat xy verkehr gehabt und wie haben sie sich vertragen?

    *smwvl*

    PS:
    Dieser Post ist ein wenig scherzhaft gemeint und eignet sich nicht dazu Rückschlüsse auf meinen Arbeit- /Projektgeber zu ziehen. Das Erlebte entstand in einem anderen Kontext 😉

  3. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Roland, ja es wäre so “easy”, leider musste ich schon einige Organisationen kennen lernen in denen die Gedankenfreiheit nicht gegeben ist, LG Eberhard

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  5. Roland Dürre

    MITDENKEN bedeutet doch nur, dass jemand sein Wissen mit einbringt in die Gestaltung von Zukunft. Wenn dies ALLE im Team, Projekt, Unternehmen … zu den richtigen Themen, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort und im richtigen Masse tun, wird vieles einfacher.

    Einer der Eckpfeiler fürs Gelingen wird die Kultur im Team, Projekt, Unternehmen … sein, ein zweiter die soziale Vernetzung der Mitglieder des Teams, Projekts, Unternehmens …

    Und damit die Kultur passt, müssen halt Elemente wie Kommunikation auf Augenhöhe, Transparenz … prinzipiell angelegt sein und Werte wie akzeptierte Zivilcourage, konstruktive Ungehorsamkeit … gemeinsam gepflegt werden.

    It’s so easy 🙂

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