so einfach wie möglich

Durch | 24. November 2014

Während des PM Camps in Dornbirn habe ich mit Kollegen spannende Diskussionen unter anderem auch zum Thema Komplexität geführt. Nach einigem Überlegen komme ich zu dem Schluss, dass ich den Begriff der Komplexität im Projekt-Kontext künftiger weniger oft verwenden will als bisher. Eine Definition von Komplexität lautet ((aus Wikipedia: Komplexität)).

Komplexität bezeichnet allgemein die Eigenschaft eines Systems oder Modells, dessen Gesamtverhalten man selbst dann nicht eindeutig beschreiben kann, wenn man vollständige Informationen über seine Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkungen besitzt

Wenn ich diese Definition im Sinne der Worte ernst nehme ist jedes projektartige Vorhaben komplex. Um die Komplexität im Griff zu halten – was genau genommen ohnehin nicht geht – wird das Management immer aufwändiger. Ist das wirklich zielführend? Ich stelle einen Gegenvorschlag in den Raum: „Das was gemeinhin als Projekt-Management bezeichnet wird sollte sich nicht die Aufgabe ans Bein binden mit der Komplexität umzugehen, sondern dafür zu sorgen, dass die Zahl der unbekannten Größen sinkt.“ Mit bekannten Größen kann man arbeiten mit unbekannten nicht … Fortsetzung

3 Gedanken an “so einfach wie möglich

  1. Peter Addor

    Genau! Das ist gut. Die Unbekannten, die Du ansprichst, sind vermutlich Informationen, die man erarbeiten oder erfragen kann, wenn man sich eben die Zeit nimmt oder sich die Anstrengung macht.

    Daneben wird im Allgemeinen zwischen „Bekannten Unbekannten“ (besser „vorhersehbare Unvorhersehbarkeiten“) und „unbekannten Unbekannten“ (unknown unknowns – unkunk) unterschieden. Das erste sind die Risiken, zu denen man „contingency plans“ machen kann.

    Die unkunks hingegen, liegen nicht einfach weiter im Nebel. Sie sind auch unsichtber, wenn sich der Nebel gelichtet hat!

    Interessanter Artikel: Managing Project Uncertainty: From Variation to Chaos.
    http://anchor.ch/wissen/Loch_Managing_Proj_Uncertainty_L_7.PDF

  2. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Guten Morgen Peter,

    vielen Dank für Deinen schnellen und ausführlichen Komentar. Ich denke wir sind uns weitgehend einig. Wir verstehen den Begriff der „Reduktion“ vielleicht etwas anderes. Ich arbeite gerade in und an einem relativ großen Projekt mit sehr vielen Unbekannten. Manche dieser Unbekannten sind wirklich unbekannt und tragen (leider) sehr wirkungsvoll zur Ungewissheit und Unsicherheit bei. Andere Aspekte waren nicht wirklich unbekannt sondern nur gut versteckt. Mit relativ wenig Aufwand ließen sich diese aus dem Nebel ins Licht holen und konstruktiv bearbeiten. Es geht mir oben (und auch bei der kurzen Diskussion am Wochenende) um jene Unbekannten, die sich dicht hinter der Nebelgrenze befinden. Jene, die weit im Nebel liegen müssen wir als Ungewissheit (den Begriff finde ich gut) akzeptieren und einen entsprechenden Handlungsspielraum bereithalten. Fazit aus meiner Antwort: Neben den echten Unbekanntheiten (Ungewissheiten) gibt es auch Pseudo-Unbekannte mit denen man sich bekannt machen kann 😉

    LG Eberhard

  3. Peter Addor

    Guter Vorsatz, Eberhard, den Begriff „Komplexität“ weniger oft zu verwenden. Das Wort ist schnell und häufig ausgesprochen, aber wenige haben eine genaue Vorstellung, was es bedeutet. Ich habe ein Paper, das 20gescheite Definitionen von „Komplexität“ zusammenfasst und die Liste könnte beliebig erweitert werden. In Deiner Definition fehlt mir der dynamische Aspekt. Komplexität hat für mich auf alle Fälle etwas mit Dynamik, also Zeitentwicklung uu tun.

    Sind wir uns einig? In einem Projekt gibt es immer unbekannte Grössen. Ich habe daher vor ein paar Jahren mein Augenmerk von der Komplexität weg auf die Ungewissheit hin gelenkt. Das verstehen die Leute auch besser. Und um Ungewissheit geht es doch, wenn Du von „unbekannten Grössen“ sprichst. Es ist u.a. ihnen zu verdanken, dass es PMCamps überhaupt gibt, denn sie machen einem das (Projekt)Leben schwer, ein Umstand, der zum gemeinsamen Nachdenken einlädt.

    Daher ist für mich Projektmanagemnt vielmehr die Aufgabe, mit den unbekannten Grössen umzugehen, als sie zu reduzieren, denn sie sind nicht reduzibel. Während Du also dafür sorgst, die Zahl der unbekannten Grössen zu senken, poppen woanders neue auf. Die Hauptaufgabe ist und bleibt, mit Ungewissheit umgehen zu können, nicht nur im Projektmanagement. Leider macht das vielen Leuten Angst, weil Ungewissheit erahnen lässt, wie bizarr die Welt wahrscheinlich ist.

    Mit Macht, Religionen, Geld, Management, etc. versichen wir nur immer, die Ungewissheit wegzusperren. Es gelingt nie. Wie sind nun mal on die Ungewissheit hinein geworfen und müssen lernen, darin zu schwimmen, um nicht unter zu gehen.

    Liebe Grüsse,
    Peter

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