Keine neuen Muster ohne Werte

Durch | 3. November 2015

Für das PM Camp Dornbirn haben wir dieses Jahr das Thema Muster brechen gewählt. Einen ersten Gedankengang über eine erweiterte Bewertung des Projekterfolges hatte ich hier bereits formuliert. Das Wort Bewertung enthält den gedanklich sehr sperrigen Wortstamm „Wert“. Vor dem PM Camp findet auch noch das EnjoyWorkCamp statt, bei dem es sich um neue, menschlichere Lebens- und Arbeitswelten dreht. Auch hier lande ich gedanklich sehr schnell bei dem Begriff Wert(e).

Werte stehen nicht singulär im Raum. In der Regel müssen wir uns bei Entscheidungen mit mehreren ggf. sogar widersprechenden Werten auseinandersetzen. Nach reiflicher Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass eine signifikante Änderung der Arbeits- und Projektwelt von einer stark profitorientierten zu einer menschlicheren Gestaltung nur über eine Änderung der Werte Hierarchie möglich sein wird.

ein Beispiel: Profit vs. persönliche Entwicklung

Die „Profitoptimierung“ ist zurzeit wahrscheinlich der wichtigste Wert. Persönliche Entwicklung von MitarbeiterInnen wird zwar gerne im Munde geführt dann aber oft der Profitoptimierung geopfert.

ein konkretes Beispiel

In einem Projekt steht eine schwierige Aufgabe an. Ein(e) Kolleg(in) könnte nach etwas Einarbeitung oder Training die Aufgabe vielleicht übernehmen. Alternativ könnte für einen kurzen Zeitraum ein(e) Expertin eingeflogen werden. Die zweite Variante wäre vielleicht kostengünstiger. Welcher Wert hat Vorrang? Kosten- und Profitoptimierung oder die Möglichkeit, dass die Kollegin sich bildet, weiter entwickelt und die Aufgabe mit etwas Verzug meistert. Wie sieht es mit der Bereitschaft aus das Risiko einzugehen, zu vertrauen und ggf. Verantwortung zu übernehmen.

Wichtiger vs. wichtig

Letztendlich muss sich jede(r) in Leitungs- und Entscheidung-Situationen immer wieder aufs Neue die Frage stellen. „Was ist mir wichtiger?“ Diese Frage beinhaltet mehr Chancen zur Veränderung als die einfachere Version „Was ist mir wichtig?“. Polemisch formuliert ist „alles irgendwie wichtig“. Erst die bewusste Auseinandersetzung mit sich widersprechenden Werten schärft das Profil.

Nachtrag am 04.11.

Mir ist noch eine Analogie bzw. ein Satz eingefallen, den ich einmal gehört habe:

Keine Zeit gibt es nicht, es ist nur eine Frage der Prioritäten.

Der Terminkalender lässt sich immer mit vermeintlich Wichtigem überfüllen. Spannend wird es erst bei der Frage, welcher Termin ist denn nun der wichtigere. In den Prioritäten wird die Einstellung deutlich. Wenn die Prioritäten nicht von Fall zu Fall anders vergeben werden, wird es sogar authentisch.