manomama – ein Unternehmen M

Durch | 13. Oktober 2010

Zur Erinnerung: Das M steht für Mensch und nicht für die vielen „m“ in manomama. Vor einiger Zeit hatte ich zwei wesentliche Merkmale ((Enterprise M das neue Unternehmen)) „für ein Unternehmen M“ benannt:

  • Eine gemeinsam getragene, sinnstiftende Vision der Gründer und Mitarbeiter.
  • Das Zulassen von Selbstorganisation ((Führung ist ein Aspekt eines dynamischen Rollenwechsels in der selbstorganisierten Gruppe und wird ggf. von verschiedenen Menschen wahrgenommen. Selbstorganisation liefert immer eine Hierarchie, allerdings eine dynamische und situations – adäquate.)).

Mit manomama möchte ich heute ein weiteres konkretes Unternehmen M vorstellen. manomama ist ein unmögliches Textilunternehmen. Es ist unmöglich in Deutschland Textilien zu produzieren und vernünftige Löhne zu zahlen, es ist unmöglich einen gestorbenen Textilstandort wie Augsburg wiederzubeleben, das Ganze noch ökologisch – unmöglich! Und es gibt doch einige wenige wie die Gründerin Sina Trinkwalder, die eine Vision haben, dass es doch geht. Den Punkt Vision können wir also getrost abhaken.

Wie sieht es mit der Selbstorganisation aus? Ist das in einem produzierenden Unternehmen überhaupt möglich? Ja es ist möglich. Um ganz ehrlich zu sein hier war ich selbst ein wenig skeptisch. Sina beschreibt im Unternehmens-Blog eindrücklich wie der Produktionsablauf, der nach bestem Wissen und Gewissen gestaltet war, nach Anlaufschwierigkeiten wieder umgestaltet wurde. Die Ideen hierzu kamen von den Mitarbeitern. Wohlgemerkt es war keine Situation in der die Unternehmensleitung eine Umorganisation wollte und dann Ideen der Belegschaft eingeholt wurden. Es ging darum, dass so produziert wird, dass sich die Mitarbeiter wohler fühlen. Das ist ein Musterbeispiel für den ersten Punkt des agilen Manifestes „teams and interactions over processes and tools“ obwohl Textilien wahrlich nicht viel mit Software gemein haben. Die selbstbestimmte Zusammenarbeit der Menschen hat im Zweifelsfall höhere Priorität als der zuvor definierte Prozess. Dass hinterher auch noch die Qualität besser wurde belegt einmal wieder, dass Qualität von Menschen und nicht von Prozessen gemacht wird – siehe Blogartikel: Aber muss ja!.

Das Ermöglichen und Zulassen der Selbstorganisation ist ein Führungsverständnis, das anerkennt, dass je nach Fragestellung andere Menschen das entscheidende Wort haben. Die Entscheidungsbefugnis ist nicht per Definition an einer Position fixiert. Hier möchte ich wieder auf den Unternehmens-Blog verweisen. Die Entscheidung über Lieferanten ist nicht Sache eines organisierten Einkaufs, sondern wird wesentlich von den richtigen Menschen bestimmt – siehe Blogartikel: Vom Werber zum Weber (1).

Ich wünsche mir noch mehr Unternehmen dieser Art.

Nachgedanken:

manomama ist ein soziales Unternehmen und zahlt faire Löhne. Faire Löhne sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein – sind es in Deutschland aber nicht mehr. Wie sehr die Menschen durch die Schaffung des Niedriglohnsektors und die Hartz-Aufstockpraxis entwürdigt wurden, wird deutlich, wenn Menschen um Arbeit betteln müssen, als Bittsteller auftreten und von sich aus das Angebot machen, dass sie Aufstockgeld mitbringen. Hierzu sei dieser Beitrag als Lektüre empfohlen: Ihr müsst Euch nicht entschuldigen.

2 Gedanken an “manomama – ein Unternehmen M

  1. Dr. Eberhard Huber Beitragsautor

    Hallo Frau Müller, die MitarbeiterInnen habe ich nicht befragt, über eine hohe Personalfluktutation weiß ich nichts, viele Grüße Eberhard Huber

  2. Elli Müller

    Wurden die Informationen zu diesem Artikel nur bei der Unternehmerin recherchiert oder wurden die Mitarbeiterinnen auch befragt? manomama hat ja anscheinend trotz sehr kleiner Belegschaft eine erstaunlich hohe Personalfluktuation. Das verwundert, wo es doch im Unternehmen so sozial zugehen soll, dass sich die Mitarbeiterinnen darum reißen müssten, für so eine Firma zu arbeiten.

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