Diese Frage ist Teil der gerade laufenden Untersuchung. Inzwischen sind Daten von 80 Projekten zusammen gekommen. Damit ist ein erster vorsichtiger Blick auf die Daten möglich. Die oben genannte Frage haben wir neu aufgenommen da bei den Auswertungen der älteren Daten insbesondere im Zusammenhang mit dem Umsetzungserfolg die Differenzierung zwischen im Projekt neu hinzugekommenen und bereits zu Beginn des Projektes bekannten Anforderungen nicht möglich war.
Die gefühlte Antwort auf die obige Frage lautet: „Ein großer Teil der Anforderungen ist zu Beginn des Projekts noch nicht bekannt“. Der erste Blick auf die Daten scheint dies zu bestätigen. Nur bei 10% der Projekte sind alle Anforderungen zu Beginn des Projektes bekannt. Bei 26% sind es immer noch ca. 80%. Bei 29% zwischen 50 und 80% der Anforderungen. Bei einem immer noch nennenswerten Teil von 25 % ist weniger als die Hälfte der Anforderungen zu Beginn bekannt. Diese Prozentzahlen scheinen zudem relativ unabhängig von der Art des Projektes zu sein – zumindest die IT-Projekte und die nicht-IT-Projekte zeigen die gleichen Werte. Eine genauere Differenzierung wird allerdings erst bei einer größeren Zahlenbasis möglich sein.
Diese Zahlen zeigen auf wie notwendig ein funktionierendes Anforderungs- und Changemanagement oder eine agile Vorgehensweise ist. Eine Schlussfolgerung lässt sich schon jetzt ziehen. Die einmalige Erstellung eines endgültigen Planes, der nicht mehr geändert werden muss, ist eine Illusion.
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Hallo Uli, wusste gar nicht, dass Du hier mitliest 🙂 freut mich
Ich denke, die nicht konstanten Anforderungen waren zuerst da. Das Problem bestand schon als das Wasserfallmodell einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Das Wasserfallmodell ist genau genommen der Treppenwitz der Informatik. In der wichtigen Veröffentlichung, die die berühmte namensgebende grafische Darstellung prägte, wurde schon geschrieben „so funktioniert es nicht“ – es hat sich aber dennoch in die Praxis als langjähriger Standard eingeschlichen. Der Autor „Winston Royce“ schreibt am Ende selbst:
Er schlägt schon damals (1970) eine iterative Vorgehensweise vor. RUP und die echten agilen Verfahren kamen erst 20 Jahre später.
‚agile Vorgehensweise‘ – ein (treffendes) Synonym für RUP.
Es stellt sich nun die Frage ob der RUP erfunden wurde weil die Anforderungen zu Beginn nicht vorhanden sind oder ob diese Tatsache dazu geführt hat, ein ‚rup-mässiges‘ Vorgehen einzuschlagen.
Ich bitte um Aufklärung dieser Henne/Ei-Problematik 🙂
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