Wer sich mit Projektmanagement und Projektleitung befasst kommt nicht umhin sich auch mit dem Thema Führung auseinanderzusetzen. Angesichts des viel beschworenen Wandels, der neuen Wichtigkeit von Kommunikation, dem Schlagwort des Enterprise 2.0 oder der zunehmenden Agilität in Projekten wird häufig zwischen alter und neuer Führung unterschieden. So spricht z.B. Professor Kruse in einem Video ((Old school und New School Führung)) über Old School und New School Führung. Er macht die Notwendigkeit einer neuen Führung am „zunehmenden Change“ fest. Der Old-School-Manager beherrscht das
- Organisieren und Steuern von Systemen (in der Optimierungsphase des Unternehmens
Der New-School-Manager sollte zusätzlich folgende Fähigkeiten haben (im Video ab Minute 1:20):
- Menschen zu coachen im Sinne der Teamführung
- Menschen zu faszinieren im Sinne der Sinnstiftung
- Vernetzung der Menschen zu fördern im Sinne einer übersummativen Intelligenz
Das hört sich gut an, und ähnelt den Worten, die ich häufig verwende, dennoch bin ich nicht vollständig einverstanden. Auch das neue Manager-Verständnis, das Professor Kruse hier nur stellvertretend für viele andere zusammenfasst, enthält implizit zwei Grundannahmen:
- Es gibt einen Manager, der besser Bescheid weiß als die Mitarbeiter
und ihnen deshalb kraft Amtes den Weg weist. - Der Manager ist kraft äußerer Rahmenbedingungen gesetzt.
Und wenn die Worte noch so „neu“ klingen lebt in ihnen das Prinzip des Taylorismus ((Wikipedia: Taylorismus)) immer noch weiter. Der Mensch mit seinen Fähigkeiten bleibt nach wie vor außen vor, Selbstorganisation wird immer noch nicht akzeptiert. In meinem Verständnis von Führung zumindest im Kontext von Projekten sollte ein Leiter ((Der Begriff der Leitung wird bewusst zur Abgrenzung gegenüber Management verwendet. Der Begriff Managment hat seine Wurzeln im „Steuern und Verwalten“ und umfasst originär nur den ersten Punkt der aufgezählten Fähigkeiten.)) ähnliche aber auch noch weitere Fähigkeiten haben:
- Beherrschung des relevanten Organisationshandwerks
- Fähigkeit und Bereitschaft zu coachen und Wissen zu teilen
- Menschen zu faszinieren und zu begeistern
- Kommunikation und Vernetzung zu fördern
- Bereitschaft die Selbstorganisation der Gruppe zu ermöglichen und zuzulassen
- Bereitschaft die Führung abzugeben
Mit anderen Worten: Führung ist ein Aspekt eines dynamischen Rollenwechsels in der selbstorganisierten Gruppe und wird ggf. von verschiedenen Menschen wahrgenommen.