Heute eine kleine Anekdote zum Wochenende. Das heißt es ist ein kurzer Aufschrei einer geplagten Projektleiterseele, die nach 25 Jahren Projektarbeit eine völlig neue Erfahrung machen musste durfte.
Auch bei noch so gründlicher Vorarbeit sind in der Regel zu Beginn eines (Software-) Projektes nicht alle Anforderungen bekannt (siehe Bild bzw. Beitrag: agil ist besser?! ). Dass sich die bekannten Anforderungen dann auch noch verändern gehört zum Alltag. Nicht umsonst gibt es den Begriff des „moving target“ – das Ziel bewegt sich, das Treffen wird erschwert. Agiles Vorgehen ist eine Antwort auf das „moving target“. Solange sich das Ziel nur bewegt besteht wenig Grund zur Sorge. Mit gründlicher Beobachtung und etwas Ãœberlegung lässt sich erahnen wohin der Hase läuft. Fatal wird es jedoch wenn der Hase einen Superkräfte-Möhrensaft-Cocktail trinkt und mit Riesenkräften einen Sprung in die andere Richtung macht und plötzlich verschwunden ist. In dieser Situation befinde ich mich gerade. Eine SW-Entwicklung kurz vor dem Abschluss, dann kommt ein Anruf, dass eine grundlegende Konzeptänderung notwendig ist. Wie das neue Konzept aussehen wird ist aber noch nicht klar. Klar ist nur, dass das alte nicht passt. Innerhalb von Minuten sitzt man vor einem scheinbaren Scherbenhaufen:
- möglicherweise ist ein großer Teil des Codes für den Mülleimer
- Projektpläne und Berichte haben nur noch Altpapierwert
- das Gefühl „gleich haben wir es geschafft“ ist weg
- ein (Schuld)-Gefühl „warum ist das nicht aufgefallen“ kommt hoch
- Budget(planungen) sind im Eimer
Tief durchatmen – keine Panik. Was ist zu tun?
- Ordentliches Release fertig bauen,
vielleicht wird der Umbau doch nicht so schlimm wie befürchtet. - Erste spontane Ideen für den Konzeptumbau sichern.
- Mit anderen Aufgaben, zu denen keine Abhängigkeiten bestehen, weiter arbeiten.
- Pläne werden erst angepasst wenn der Hase wieder sichtbar ist.
Dann nochmal durchatmen und in Ruhe eine Tasse Heißgetränk (in meinem Falle Kräutertee) konsumieren. Was ich aus dieser unerwarteten Wendung lerne, weiß ich noch nicht, sie hat mir aber deutlich gezeigt, wie wichtig eine gewisse Ordnung, Dokumentation und Werkzeugeinsatz sind. Der Zielwechsel wird auf Basis einer geänderten Spezifikation, den bisher im Bugtracker dokumentierten Fällen und den lauffähigen Releases im Versionsmanagementsystem halbwegs stressfrei möglich sein. Nicht auszudenken, wenn der Code unversioniert und nicht lauffähig wäre. Wie dem auch sei, auf jeden Fall ist mein Anekdotenschatz wieder um eine Geschichte reicher.
Doku hat auch noch andere Vorzüge – hilft aber definitv auch bei schwarzen Schwänen.
Demnach wäre eine saubere Dokumentation so etwas wie eine sinnvolle Vorbereitung auf schwarze Schwäne?