Szenarien statt Glaskugeln / Lesetipps
Sich die Zukunft auszumalen ist eine etablierte Technik. Jan Fischbach hat in den letzten zwei Wochen im Teamwork-Blog einiges dazu geschrieben.
Sich die Zukunft auszumalen ist eine etablierte Technik. Jan Fischbach hat in den letzten zwei Wochen im Teamwork-Blog einiges dazu geschrieben.
So lautet das Motto des diesjährigen PM-Camps in Berlin. Als die Berliner Kollegen anfragten, ob ich an der Blogparade mitmache, war meine erste Antwort natürlich „Ja“. Mein erster Gedanke beim Schreiben war dann, ob ich in meinem Alter noch über die Zukunft schreiben soll. Der zweite Gedanke war, dass die Zukunft unbekannt ist und sich deshalb nicht gut zum „Beschreiben“ eignet. Warum „Achtung“? – das ist ein Warnruf. Und was hat das mit Projektarbeit zu tun? Zweifelnde Gedanken in Hülle und Fülle, die sich aber gut zum Einstieg in das Thema eignen.
Beginnen möchte ich mit einer ganz persönlichen Geschichte. Die Jahre 2018 und 2019 waren bei mir und meiner Familie persönlich und gesundheitlich sehr schwierig. Letztendlich hatte es sich Ende 2019 alles wieder zum Guten gefügt. Am Silvesterabend 2019 stellten meine Frau und ich fest, dass vieles hinter uns liegt und 2020 absehbar ein ruhiges Jahr werden würde. Dann kam Corona, wir waren beide erkrankt, Bekannte sind daran gestorben, unser Austauschschüler ist fast nicht mehr nach Hause gekommen, unsere Arbeitsform veränderte sich – so viel zum ruhigen Jahr.
Insofern wäre ein „Achtung“ Anfang des Jahres für mich persönlich als Warnung angemessen gewesen. Andererseits ist Ungeplantes nicht immer gefährlich. In vielen Änderungen stecken auch Chancen etwas besser zu machen.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Zukunft auch völlig Unvorhergesehenes bereithalten kann. Das ist fast schon eine triviale Aussage. Andererseits lässt sie das manchmal zwanghafte Planen für die Zukunft fast lächerlich wirken. Hartnäckiges Bewahren des Bestehenden wirkt dann gelegentlich schon tragisch.
Die Zukunft ist unbekannt. Im besten Fall lässt sich ein Teil der Zukunft erahnen. Daher ist die Ausarbeitung eines detaillierten Planes für die Zukunft keine gute Strategie. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Umstände sich genau so entwickeln, dass dieser eine Plan passt, ist gering.
Eine bessere Vorbereitung auf die Zukunft wäre das Durchspielen unterschiedlicher Szenarien. Das erhöht die gedankliche Flexibilität, vergrößert den Ideen-Baukasten und hält die Sinne wach.
Und was hat das mit Projektarbeit zu tun. Projekte bauen in die Zukunft – oft genug geschieht dies auf experimentellen (unbekannten) Wegen. Wie sinnvoll kann es überhaupt sein weitreichende und detaillierte Projektpläne zu erstellen?
Projekt-Planer*innen sind keine Hellseher.
P.S.: Ein Cartoon über Projektpläne und die Zukunft.
Das PM Camp in Stuttgart am 26. und 27. April hat kein explizites Thema. Hinter der Überschrift “Projektmanagement: Vorgehensweisen gibt es viele – welche passt wie?” kann sich vieles verstecken. Was beim ersten Lesen nach einer unspezifischen Wundertüte klingt hat aber einen ernsten Hintergrund.
Überall ist von agilisiertem New-Work-Hybrid-Kanban-Lean-Projektmanagement 5.0 zu hören. Alle Methoden werden gemixt und durchgekocht. Dann werden wohlklingende Etiketten verteilt und Seminare verkauft. Projekte-Schaffende und Arbeitende werden zunehmend zu einem Marktsegment.
Hier möchten wir auf dem PM Camp Stuttgart einen ganz expliziten Kontrapunkt setzen. Welche methodischen Elemente werden in welcher Situation gebraucht? Dieser Frage wollen wir in vielerlei Hinsicht nachgehen. Vorgefertigte Antworten wird es keine geben aber sicher viele Denkanstöße und Entscheidungshilfen.
Unterscheide ohne zu trennen – so lautet dieses Jahr das Motto des PM Camp Dornbirn bzw. das Thema der Blogparade. Ein Thema das eine gewisse Brisanz in sich trägt. Deshalb möchte ich in einem ersten Schritt nur eine kurze Annäherung versuchen. Ja – es gibt Unterschiede. Nicht alles lässt sich bildlich gesprochen in einen Topf werfen. Wenn ich Unterschiede erkenne, ist der erste Schritt diese zu repektieren. Auf der Basis von Respekt entsteht schneller etwas Konstruktives als im mühsamen Versuch trennende Gräben zu überwinden. Respekt als Grundhaltung – das ist die Herausforderung.